Bei mir steht der Jahresurlaub ins Haus. Juchuuu! Seit Monaten freue ich mich darauf. Für mich geht es erst einmal ein paar Tage in den Wald bei Hinterzarten. Das ist Balsam für die Seele und die beste Medizin gegen jede Form von Alltagsstress. Es heißt nicht umsonst "Der Wald ist der beste Therapeut". Inzwischen ist sich selbst die Forschung einig, dass der Spaziergang im Wald gut ist für Herz, Seele und Immunsystem. Na, wer hat diese positive Wirkung nicht schon selbst am eigenen Leib erlebt?! Ich liebe jedenfalls die Bäume und bin mir sicher, die Bäume lieben die Menschen. Warum sonst schenken sie uns all die wunderbaren Gaben, wie Farben, Früchte, Sauerstoff, Artenvielfalt, ein Stamm zum Anlehnen, schattige Baumkronen, Kunst, Holz uvm. Das MUSS Liebe sein :) Von der Liebe im Wald erzählt auch ein altes Grimm-Märchen, dass ich sehr mag und möglichst bald zu meinem machen möchte, so dass ich es Euch erzählen kann. Zusammen mit dem Märchentext und Bildern von meinem letzten Waldspaziergang verabschiede ich mich für einige Zeit von Euch und freue mich auf die Rückkehr Ende Juni! Bis dahin, bleibt gesund und lebt Euer Märchen Die Alte im Wald
Es fuhr einmal ein armes Dienstmädchen mit seiner Herrschaft durch einen großen Wald, und als sie mitten darin waren, kamen Räuber aus dem Dickicht hervor und ermordeten, wen sie fanden. Da kamen alle miteinander um bis auf das Mädchen, das war in der Angst aus dem Wagen gesprungen und hatte sich hinter einem Baum verborgen. Wie die Räuber mit ihrer Beute fort waren, trat es herbei und sah das große Unglück. Da fing es an bitterlich zu weinen und sagte: "Was soll ich armes Mädchen nun anfangen, ich weiß mich nicht aus dem Wald herauszufinden, keine Menschenseele wohnt darin, so muß ich gewiß verhungern." Es ging herum, suchte einen Weg, konnte aber keinen finden. Als es Abend war, setzte es sich unter einen Baum, befahl sich Gott und wollte da sitzen bleiben und nicht weggehen, möchte geschehen, was immer wollte. Als es aber eine Weile da gesessen hatte, kam ein weiß Täubchen zu ihm geflogen und hatte ein kleines, goldenes Schlüsselchen im Schnabel. Das Schlüsselchen legte es ihm in die Hand und sprach: "Siehst du dort den großen Baum, daran ist ein kleines Schloß, das schließ mit dem Schlüsselchen auf, so wirst du Speise genug finden und keinen Hunger mehr leiden." Da ging es zu dem Baum und schloß ihn auf und fand Milch in einem kleinen Schüsselchen und Weißbrot zum Einbrocken dabei, daß es sich satt essen konnte. Als es satt war, sprach es: "Jetzt ist es Zeit, wo die Hühner daheim auffliegen, ich bin so müde, könnt ich mich doch auch in mein Bett legen." Da kam das Täubchen wieder geflogen und brachte ein anderes goldenes Schlüsselchen im Schnabel und sagte: "Schließ dort den Baum auf, so wirst du ein Bett finden." Da schloß es auf und fand ein schönes, weiches Bettchen; da betete es zum lieben Gott, er möchte es behüten in der Nacht, legte sich und schlief ein. Am Morgen kam das Täubchen zum drittenmal, brachte wieder ein Schlüsselchen und sprach: "Schließ dort den Baum auf, da wirst du Kleider finden," und wie es aufschloß, fand es Kleider, mit Gold und Edelsteinen besetzt, so herrlich, wie sie keine Königstochter hat. Also lebte es da eine Zeitlang, und kam das Täubchen alle Tage und sorgte für alles, was es bedurfte, und war das ein stilles, gutes Leben. Einmal aber kam das Täubchen und sprach: "Willst du mir etwas zuliebe tun?" "Von Herzen gerne," sagte das Mädchen. Da sprach das Täubchen: "Ich will dich zu einem kleinen Häuschen führen, da geh hinein, mittendrein am Herd wird eine alte Frau sitzen und ›Guten Tag‹ sagen. Aber gib ihr beileibe keine Antwort, sie mag auch anfangen, was sie will, sondern geh zu ihrer rechten Hand weiter, da ist eine Türe, die mach auf, so wirst du in eine Stube kommen, wo eine Menge von Ringen allerlei Art auf dem Tisch liegt, darunter sind prächtige mit glitzerigen Steinen, die laß aber liegen und suche einen schlichten heraus, der auch darunter sein muß, und bring ihn zu mir her, so geschwind du kannst." Das Mädchen ging zu dem Häuschen und trat zu der Türe ein; da saß eine Alte, die machte große Augen, wie sie es erblickte, und sprach: "Guten Tag, mein Kind." Es gab ihr aber keine Antwort und ging auf die Türe zu. "Wohinaus?" rief sie und faßte es beim Rock und wollte es festhalten, "das ist mein Haus, da darf niemand herein, wenn ich's nicht haben will." Aber das Mädchen schwieg still, machte sich von ihr los und ging gerade in die Stube hinein. Da lag nun auf dem Tisch eine übergroße Menge von Ringen, die glitzten und glimmerten ihm vor den Augen; es warf sie herum und suchte nach dem schlichten, konnte ihn aber nicht finden. Wie es so suchte, sah es die Alte, wie sie daherschlich und einen Vogelkäfig in der Hand hatte und damit fort wollte. Da ging es auf sie zu und nahm ihr den Käfig aus der Hand, und wie es ihn aufhob und hineinsah, saß ein Vogel darin, der hatte den schlichten Ring im Schnabel. Da nahm es den Ring und lief ganz froh damit zum Haus hinaus und dachte, das weiße Täubchen würde kommen und den Ring holen, aber es kam nicht. Da lehnte es sich an einen Baum und wollte auf das Täubchen warten, und wie es so stand, da war es, als wäre der Baum weich und biegsam und senkte seine Zweige herab. Und auf einmal schlangen sich die Zweige um es herum und waren zwei Arme, und wie es sich umsah, war der Baum ein schöner Mann, der es umfaßte und herzlich küßte und sagte: "Du hast mich erlöst und aus der Gewalt der Alten befreit, die eine böse Hexe ist. Sie hatte mich in einen Baum verwandelt, und alle Tage ein paar Stunden war ich eine weiße Taube, und solang sie den Ring besaß, konnte ich meine menschliche Gestalt nicht wiedererhalten." Da waren auch seine Bedienten und Pferde von dem Zauber frei, die sie auch in Bäume verwandelt hatte, und standen neben ihm. Da fuhren sie fort in sein Reich, denn er war eines Königs Sohn, und sie heirateten sich und lebten glücklich.
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Es war einmal ein frommer Königssohn, den alle Menschen gern hatten. Eines Tages zog der Sohn aus seines Vaters Schloss hinaus in die Welt, um sein Glück zu suchen. So kam es, dass er bald in einem fernen Land lebte, wo nur hohe Dünen Schatten warfen und die Sonne so heiß brannte, dass man in ihr ein Ei braten konnte. Dort verliebte er sich in eine wunderschöne Prinzessin, die für ihre Klugheit und ihr großes Herz weithin bekannt war. Er wollte sie heiraten, doch hatte er noch kein eigenes Königreich. So zogen sie gemeinsam durch nahe und ferne Länder auf der Suche nach einer neuen Heimat und ihrem eigenen Land, das sie zusammen regieren konnten.
Auf ihrer Reise kamen sie in prächtige Städte, wo sie viele Freunde fanden. Aber auch durch wilde Gegenden führte ihr Weg, und dort begegneten ihnen Mutter Natur und ihre guten Waldwesen. Mutter Natur sah, wie sehr sich die beiden liebten und sich eine Heimat wünschten. Und so wies sie ihre Waldwesen an, wenn das Paar all ihre Prüfungen bestünde und so ihre Herzen bewiesen, so sollten sie die beiden in ihr Glück führen. Das junge Paar, so gut und gütig sie waren, lösten alle Aufgaben und so kamen sie schließlich an den Ort, der ihre neue Heimat sein sollte. Sie bezogen ein prächtiges Schloss und mit einem freudigen Fest wurde endlich Hochzeit gefeiert. Sie waren sehr glücklich und das Glück wurde noch größer als die junge Königin im Jahr darauf ihr erstes Kind erwartete. Emsig wurden Vorkehrungen getroffen und das Volk und alle, die davon erfuhren, freuten sich auf den kleinen Prinzen. Als der kleine Prinz im bunten Herbst gesund geboren wurde, sollte ein großes Fest gefeiert werden. Alle sollten dazu eingeladen und niemand vergessen werden. Doch als das Königspaar die Einladungen schrieben und bei Mutter Natur und den Waldwesen angelangt waren, hielten sie inne. "Meine liebe Frau," sagte der König zu seiner Gemahlin, "die Waldwesen sind mir lieb und teuer, doch sind sie einfach und schmutzig. Sie werden nicht zu Unseresgleichen passen und unserem Sohn nichts von Wert bieten können. Wir laden sie besser nicht ins Schloss ein." Die Königin war nicht froh über den Vorschlag. Sie liebte die Mutter Natur und ihre Waldwesen und wollte sie nicht vergrämen. "Wie sollten sie uns böse sein?" beruhigte der König seine Frau. "So weit entfernt werden sie den Anlass nicht erfahren und deshalb nicht betrübt sein." Die Königin gab schließlich nach und so kam der Tag des Festes und alle, die geladen waren, erschienen im Schloss. Die Gäste brachten kostbaren Perlenschmuck, edelsteinbesetzte Becher, edle Stoffe aus goldenem Faden und das Königspaar war überglücklich über die wertvollen Geschenke. Es war ein schönes Fest und niemand dachte mehr an Mutter Natur und ihre Waldwesen. Diese aber hatten vom Wind und der Sonne längst von dem Kind erfahren. Es betrübte sie sehr, dass der König und die Königin sie scheinbar vergessen hatten seit sie gemeinsam die Welt bereist hatten. Im Glauben, dass es sich um ein Versehen handeln musste, machte sich Mutter Natur am Abend des Festes dennoch auf den Weg, um ihre Glückwünsche zur Geburt zu überbringen. Als sie im Schloss ankam und durch den Festsaal hinüber zur Wiege des Kindes schritt, verstummten alle im Saal und sie sprach: "Es muss ein Versehen gewesen sein, dass ihr die Natur nicht zu diesem Feste geladen habt. Nun bin ich froh, da zu sein." Der König aber wurde böse und schalt sie: "Kein Versehen liegt hier vor. Ihr seid nicht eingeladen. Seht die Geschenke dort! Keine eurer Gaben könnte unserem Sohn ein reicheres Leben bieten. Und seht die prächtig gekleideten Gäste! Ihr dagegen seid schlicht, eure hölzerne Krone hat keinen Glanz und eure blanken Füße sind voller Erde." Mutter Natur ward bei diesen Worten schwer ums Herz und sie sah, dass sie geblendet waren. Mit fester Stimme entgegnete sie: "Hört mich an Königspaar! Ihr irrt, wenn ihr glaubt, dass Glanz und Reichtum eurem Sohn die Welt zu Füßen legen. Eure Herzen sind gut, aber eure Torheit soll dem jungen Prinzen kein Schaden sein. Darum hört meine drei mal drei guten Wünsche! Dies sind meine Gaben: Drei Tiere sollen bis zum achtzehnten Lebensjahr an des Prinzen Seite wachen. Ihre Tugenden sollen in des Jungen Herzen ein Zuhause finden und es ganz ausfüllen." Da brach sie einen Ast aus ihrer Krone und zauberte damit einen Bären herbei. "Der Bär soll dem Königssohn Kraft schenken, damit er der Härte des Lebens und seinen Gegnern begegnen kann. Er soll ihn auch Sanftmut lehren, so dass Kraft und Gefühl sich immer die Waage halten. Und beschützen soll er ihn, dass er nie Angst haben muss." Sie brach einen zweiten Ast ab und sogleich erschien ein Hund. "Der Hund soll dem Prinzen zeigen, wie wichtig Freundschaft ist. Seine Loyalität soll ihm Vertrauen in die Gemeinschaft schenken und ihm ein gutes Gespür für die Herzen der Menschen vermitteln." Abermals brach sie einen Ast aus der Krone und eine Eule flatterte herein. "Die Eule soll ihm das Lernen leicht machen, so dass sich sein Geist mit Wissen fülle, seine Sinne sich schärfen und sein Horizont weit werde. Diese Gaben seien der Schlüssel zu seinem Glück." Mit diesen Worten verschwand Mutter Natur und das Königspaar hielt sich an den Händen. Sie waren nicht länger ärgerlich, sondern fanden, dass Mutter Natur im Recht war. Kein Geld der Welt konnte ihrem Sohn einen guten Charakter und Glück kaufen. So hießen sie die Tiere im Schloss willkommen und waren gut zu ihnen. Die drei mal drei guten Wünsche sollten mit den Jahren alle wahr werden und der kleine Prinz wuchs zu einem prächtigen Mann heran, der vielen Menschen ein Vorbild wurde. Urheberin: Sandra Marzec Tiere und Büchlein: Sandra Marzec |
AutorinMein Name ist Sandra Marzec. Ich bin Geschichtenerzählerin, Personal/Life Coach, Entspannungstrainerin und Schreiberin :) ArchivKategorien |